Butzbacher Tafel gestaltete Sozialprojekt mit Weidiggymnasium
„Verantwortliche Verwendung von Lebensmitteln“ war das Thema eines Projektes, das auf Vorschlag der Weidigschule von der Butzbacher Tafel organisiert und durchgeführt wurde. Der Besuchsaufenthalt von 18 Schülerinnen und Schülern der Linden High School in New Jersey (die BZ berichtete) sollte auch dazu dienen, an einem Workshop mit sozialer Themenstellung teilzunehmen. Für Schulleiter Schönemund und die beteiligten Lehrkräfte war die Vermittlung dieses Wissens um gesellschaftliche Bedingungen von besonderer Bedeutung.
In Zusammenarbeit mit den Lehrkräften Lydia Bindewald und Norbert Schäfer arbeitete Tafel-Vorstand Wolfgang Effinger einen Workshop aus, der an 2 Tagen mit der Schülergruppe zur Durchführung kam. Am vergangenen Mittwoch wurde im ersten Teil das Spannungsfeld zwischen Armut in Deutschland und der Verschwendung von Lebensmitteln dargestellt und mit den Schülern diskutiert. Mehr als 12 Millionen Menschen leben in Deutschland in Einkommensarmut oder sind davon bedroht. Gleichzeitig wandern jährlich mehr als 11 Millionen Tonnen noch brauchbarer Lebensmittel in Deutschland in den Abfall.
Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Wie Effinger mit der Schülergruppe entwickelte, spielen hierbei neben Überproduktion, Fragen der „Produktschönheit“ vor allem auch fehlende Wertschätzung und falsches Verständnis der Haltbarkeit von Lebensmitteln eine große Rolle. Intensiv wurde diskutiert, dass auch nach Ablauf des „Mindesthaltbarkeitsdatums“ die meisten Lebensmittel noch gut verwendbar sind.
Die amerikanischen Schüler der 11. Jahrgangsstufe nahmen mit großem Interesse zur Kenntnis, dass die erste deutsche Tafelgründung vor 21 Jahren in Berlin erfolgte, nachdem eine Reisegruppe aus Amerika zurückgekehrt war und dort das System der Suppenküchen kennengelernt hatte. Mittlerweile gibt es in Deutschland fast 950 Tafeln, die Butzbacher Tafel existiert mittlerweile im 9. Jahr.
Bevor am nächsten Tag die Arbeitspraxis der Tafel im Degerfeld kennengelernt wurde, erfolgte noch eine Präsentation von Spendenprojekten in der amerikanischen Partnerstadt Linden durch zwei Schülerinnen der Austauschgruppe. Auch dort werden regelmäßig Lebensmittel und Kleider eingesammelt und an bedürftige Menschen verteilt.
Am Donnerstagvormittag konnten die 40 Schülerinnen und Schüler im Tafelladen die Anlieferung der Lebensmittel und deren Vorbereitung für die Ausgabe am Nachmittag miterleben und auch selbst mit anpacken. Wolfgang Effinger erläuterte, dass die Ehrenamtlichen der Tafel pro Woche in 250 Stunden gemeinnütziger Arbeit Lebensmittel für 540 Menschen im Raum Butzbach transportieren, vorbereiten und an Tafelkunden ausgeben. Berechtigt zum Bezug von Lebensmitteln sind Menschen, die durch eine amtliche Bescheinigung ihre Bedürftigkeit nachweisen.
Die amerikanisch-deutsche Schülergruppe zeigte sich sehr beeindruckt von der Arbeit der Tafel. Bereits am Vortag war deutlich geworden, dass der Zusammenhang zwischen vernichteten Lebensmitteln und deren Verwertbarkeit für Menschen in Armut bisher so nicht gesehen worden war. Die Schülergruppe mit ihren amerikanischen Lehrerinnen Mary Turbett und Jo Ann Hamilton verabschiedete sich mit großem Dank und Applaus vom Helferteam der Butzbacher Tafel.