(ktk). Am vergangenen Samstag war die Alte Turnhalle in Butzbach bis zum letzten Platz gefüllt, als die stadtbekannte A-Capella-Gruppe „Soundfactory“ ihr erstes eigenes und zugleich letztes Konzert gab. Das Benefizkonzert für die Butzbacher Tafel lockte tatsächlich mit circa 400 Leuten so viele Menschen an, dass schon lange vor Beginn des Konzertes keine Plätze mehr zur Verfügung standen. Man hatte mit so einem Andrang nicht gerechnet und so musste man leider an die 100 Leute wieder wegschicken.
Die stellvertretende Vorsitzende der Butzbacher Tafel und Stadträtin Monika Wilhelm machte in ihrer Begrüßungsansprache auch deutlich, wie wundervoll es sei, dass „fünf junge Menschen so viele Menschen mitreißen können“ und wie dankbar man sei, dass sie dann auch ihr Abschiedskonzert im Namen einer guten Sache veranstalten. Frau Wilhelm stellte den Besuchern noch einmal kurz die wichtige Arbeit der Tafeln vor, nachdem man schon als „Eintrittskarte“ eine kurze Informationsbroschüre erhalten hatte, und warb für Unterstützung. Der Eintritt zum Konzert war frei, stattdessen wurde um Spenden für die Tafel gebeten. Durch die Sponsoren wie die Stadt Butzbach, das Weidiggymnasium, die Volksbank Butzbach, dem Rewemarkt, der Bäckerei Mack und den Bembelsängern aus Nieder-Weisel, war es den jungen Künstlern ohne finanzielle Auslagen möglich, das Konzert auf die Beine zu stellen.
Wer also sind diese fünf jungen Leute die schon seit fünf Jahren zusammen Musik machen und u.a. auf dem Hessentag 2007 oder Musicalproduktionen der Weidigschule auf sich aufmerksam machten? Sabine Weide, Hendrik Heyd, Andreas Wagner, Michael Völkner und Frederik Wirarak hatten sich 2004 in einer Projektwoche des Weidiggymnasiums zusammen getan um Lieder ihrer Idole, der Kölner A-Capella-Gruppe „Wiseguys“ zu covern, was sie bis heute vorwiegend beibehalten haben.
So ist es nicht verwunderlich das vor allem diese frechen, deutschen Texte die Zuschauer am Samstagabend mitrissen. Denn was diese „Soundfactory“ für Töne und Geräusche nur mit ihren Stimmen produzieren kann, lässt die Zuhörer oft mit offenem Mund dasitzen. Die Männer- und die Frauenstimme harmonieren perfekt, sodass man beim Hören des Originals sich oft fragen muss, warum die „Wiseguys“ sich denn nicht noch ein „Wisegirl“ einladen. Dadurch, dass jeder der fünf bei verschiedenen Liedern einmal den Solopart übernahm, konnte man sich schnell von dem Können jedes einzelnen überzeugen.
So zeigte Michael Völkner mit „Probier’s mal mit nem Bass“, warum Männer mit dieser beeindruckend tiefen Stimme den anderen vorzuziehen sind.
Andreas Wagner ließ uns u.a. bei „Mädchen lach doch mal“ durch seine Darbietung vor Begeisterung lächeln und Hendrik Heyd überzeugte mit „Jetzt ist Sommer“, indem er das triste Herbstwetter gänzlich vergessen ließ.
In einem der Lieder heißt es„das Leben ist zu kurz für schlechte Musik“ – an diesem Abend musste sich kein Konzertbesucher über verlorene Zeit beklagen. Durch oft tosenden Zwischenapplaus des Publikums wurde deutlich, wie sehr diese Art von Musik die Leute beeindrucken kann. So freute sich Michael Völkner in einer Zwischenmoderation „ein Loch in die Mütze“, wie viele Menschen doch gekommen waren, um sie zu hören. Und das Ensemble enttäuschte nicht, sondern unterhielt mit gut zweistündigem Bühnenprogramm, woran sich manch anderer Künstler eine Scheibe abschneiden kann.
Mit vielen lebensnahen Texten, den dazu passenden Choreographien der Sänger und natürlich den unglaublichen Möglichkeiten mit den Stimmen zu spielen, fühlte man sich oft in die jeweiligen Situationen hineinversetzt. So hörte man zischend ein Auto beim „King of the road“ an sich vorbeibrausen, das zu den Liedern gehörte, die Frederik Wirarak für die A-capella-Gruppe selbst arrangiert hatte und auch in der musikalischen Ausführung stimmlich mehr als überzeugte. So beeindruckte die Gruppe auch mit eigenen Arrangements von „Fly me to the moon“ und vor allem dem Silbermondhit „Durch die Nacht“, bei dem Sabine Weide mit ihrer außerordentlichen Stimme vergessen ließ, wer Silbermond eigentlich ist.
Dass die fünf jungen Leute durchaus auch Entertainerqualitäten besitzen, machten sie nach der Pause deutlich. Vornehmlich Hendrik Heyd, der die gesamte Turnhalle dazu brachte aufzustehen und Aufwärmübungen mit Körper, Mund und Stimme zu machen und Frederik Wirarak, der dann bei dem Wiseguyscover „Sing mal wieder“ den Vorsänger für das Publikum übernahm. „Ein Traum“ urteilten die fünf auf der Bühne danach über die Mitmachbereitschaft und die Sangeskunst vom Publikum, die in der alten Turnhalle wirklich die Decke zum Beben brachte.
Man hörte oft die Frage „Warum müssen die eigentlich aufhören, die sind doch so gut?“, und wenn man die fünf zusammen auf der Bühne stehen sah, spürte man regelrecht wie viel Spaß und Leidenschaft in ihrer Musik steckt. Aber die unterschiedlichen Studienorte und Lebensentwürfe machen ein regelmäßiges Proben einfach nicht mehr möglich. Mit dem letzten Lied „Wir hatten eine gute Zeit“ zeigte die „Soundfactory“, dass sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück- und nach vorne blicken. Nach minutenlangem Applaus, Standing Ovations und lautstarken Zurufen, ließ sich die Gruppe nicht allzu lang bitten und gaben noch einmal drei Zugaben zum Besten.
„Wenn ihr nur halb soviel Freude wie wir hattet – dann sind wir zufrieden“ fasste die Band ihr Konzert zu Ende zusammen. Und dass sie das sein können, machte das Publikum mehr als deutlich. Auch die Butzbacher Tafel kann mit dem Ausgang des Benefizkonzert mehr als zufrieden sein – etwa 2600 Euro an Spenden und Erlös aus dem Thekenverkauf sind am Samstagabend zusammen gekommen. Ein rundum gelungener Abend und die ein oder andere Hoffnung wurde laut, dass wir in ein paar Jahren vielleicht ein „Wiedervereinigungs-Konzert“ dieser beeindruckenden A-capella-Gruppe erleben dürfen.