Die Butzbacher Tafel wächst weiter und muss weiter wachsen – leider. Denn wir sind da, weil Menschen Not leiden und diese Not nimmt leider immer mehr zu. Dies hat allerdings viele Konsequenzen auf die nach außen sichtbare Tafelarbeit genauso wie auf das interne Tafelleben. Gleichzeitig ist eine positive Außenwirkung wichtig, um die notwendige Unterstützung zu erfahren.
Seit Beginn der Tafelarbeit vor 5 Jahren werden die Ehrenamtlichen nicht müde, ihren Mitmenschen mit Zeit und Tat zur Verfügung zu stehen.
Immer wieder versuchen wir unsere Arbeit über die lokalen Medien darzustellen und um personelle und finanzielle Unterstützung zu werben. Das hat aber auch zur Folge, dass wir sehr genau beobachtet werden.
Bei den Aktionen „Kauf eins mehr!“, die kurz nach der Veröffentlichung zum Thema „Erhöhung von Hartz IV“ stattfand, waren so manche Einkaufenden der Märkte, in denen wir um ein Produkt mehr baten, der Meinung, dass wir „ja nur Faulenzer unterstützen, die mit dickem Mercedes vorfahren und Lebensmittel, die sie nicht brauchen in den Mülleimer werfen“. Durch die vielen Berichte über Hartz IV in den Medien kommt leider eine verallgemeinernde negative Stimmung auf, die auch bei uns im ländlichen Bereich immer mehr um sich greift.
Noch sind es einzelne Stimmen, die die Hilfsbedürftigkeit der Kunden der Butzbacher Tafel anzweifeln. Aber es ist für die ehrenamtlichen Helfer deprimierend, wenn sie mit allgemeinen Vorwürfen konfrontiert werden, während sie sich in ihrer Freizeit engagieren, wohl wissend, dass es zwar wie überall schwarze Schafe gibt, es aber eine ungleich größere Not gibt, die es zu lindern gilt.
Tafelarbeit kostet uns Ehrenamtlichen viel Kraft, Zeit und Energie. Wir aber sind überzeugt, dass unsere Arbeit wichtig ist. Wir agieren entsprechend den Tafelgrundsätzen und prüfen jeden Antrag auf Teilnahme an der Tafel sehr gewissenhaft. Wir wollen Menschen helfen, die kein ausreichendes Einkommen haben und auf ein paar Lebensmittel angewiesen sind. Schwarze Schafe gibt es überall, machen wir uns da nichts vor. Aber trotz alledem sollten wir nicht alle betroffenen Menschen über einen Kamm scheren.
Gerade weil wir uns aber mit der Tafelkritik ernsthaft auseinandersetzen, ist uns bewusst geworden, dass wir unsere Arbeit anschaulicher darstellen müssen. Aus diesem Grunde haben wir eine Präsentation über unsere Arbeit erstellt, die jederzeit gerne präsentiert werden kann. Zusätzlich haben wir einen Film über die Arbeitsabläufe der Butzbacher Tafel gedreht (der gesponsert wurde), eine eigene Internetseite (die immer auf dem neuesten Stand ist) sowie einen Flyer erstellt. Nur der Film wurde mit professioneller Unterstützung erstellt. Ansonsten wird alles von unseren Ehrenamtlichen in ihrer Freizeit außerhalb der „Pflichtarbeiten“ durchgeführt.
Als Verein fühlen wir uns immer als Bittsteller, wenn wir Aktionen starten, um die Tafel weiterhin lebensfähig zu halten. Wir sind kein Verein mit einem prestigeträchtigen Objekt. Wir freuen uns über jede größere Spende, sind aber auch dankbar über jeden kleinen Betrag.
Zur Durchführung von Aktionen brauchen wir neben Ideen viel Zeit und Energie um Geld für dringend benötigte haltbare Lebensmittel zu sammeln. Das bedeutet für jeden einzelnen der Ehrenamtlichen der Butzbacher Tafel wieder einen Tag mehr „im Dienst“ zu sein. Und wie überall in den Vereinen, so ist es bei der Butzbacher Tafel auch. Es sind immer die Selben!
Aber gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir transparent agieren und Stellung beziehen. Wir müssen politische Entscheidungen umsetzen, damit wie überhaupt als Tafel weiterarbeiten dürfen (z.B. Hygieneverordnung, Kühlkette). Das kostet Geld, was wir nicht haben. Eine Unterstützung durch den Gesetzgeber findet nicht statt. Wir finanzieren uns ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Unser Wunsch sind deshalb Tafelpaten oder „Tafelritter“, die auf längere Zeit einen bestimmten Betrag zahlen. Dies gibt uns die benötigte Planungssicherheit um die zahlreichen unvermeidbaren Ausgaben bestreiten zu können.
Was würde denn passieren, wenn die Butzbacher Tafel 2 Wochen Betriebsurlaub machen würde? Oder was würde passieren, wenn die Butzbacher Tafel ganz schließt?
Machen wir uns nichts vor, inzwischen bekommen wir pro Supermarkt in der Regel längst nicht mehr so viele Waren gespendet wie vor einigen Jahren. Die Firmen kalkulieren komplett anders. Es wird nicht mehr das gleiche Zuviel bestellt wie vor fast 5 Jahren. Der Konkurrenzkampf ist sehr viel härter, die Kaufkraft zurück gegangen. Wir fahren also weitaus mehr Märkte an. Gestiegen dagegen ist die Zahl der Hilfebedürftigen, die wir versorgen.
Auf der einen Seite bedeutet Tafelarbeit heute, wie ein kleines wirtschaftliches Unternehmen agieren zu müssen. Dabei ist es uns aber nach wie vor enorm wichtig, dass wir ein Verein sind, der in weiten Teilen durch den Einsatz der Ehrenamtlichen getragen wird. An dieser Stelle deshalb ein ausdrücklicher Dank an alle Ehrenamtlichen.
Ein Dank auch an alle Sponsoren und Unterstützer der Butzbacher Tafel, die ebenso wichtig für eine erfolgreiche Tafelarbeit sind, verbunden mit dem Wunsch, dass weitere Sponsoren und Unterstützer JA zur Arbeit der Butzbacher Tafel sagen und sie aktiv unterstützen.
Denn nur gemeinsam stellen wir uns immer wieder neu den täglichen Herausforderungen und gewährleisten so den Erfolg der Butzbacher Tafel im Dienst der Menschen, die unsere Hilfe brauchen.